33 07.11.1930, Brief von Artin an Hasse

Hamburg, den 7. November 1930

Lieber Herr Hasse!

Hier haben Sie also das versprochene Manuskript.57 Sie ersehen daraus, dass mir die gewünschte Vereinfachung nicht geglückt ist. Das ist auch kein Wunder. Ich hegte die Hoffnung, dass Sie Ihre Kongruenzen nicht aus der Klassenkörpertheorie beziehen, sondern direkt, etwa wie Speiser beweisen. Dabei habe ich immerhin die schöne Arbeit von Speiser zu Gesicht bekommen, die ich noch nicht kannte und die ich zitieren musste, denn mein Beweis der Teilbarkeit durch e0 geschieht auf ähnlichem Wege wie Speiser seine Resultate gewinnt.58 Sie ersehen jetzt auch, warum ich nicht an eine allgemeine Gültigkeit der Kongruenzen glaube. Wie aber der entsprechende Satz allgemein lautet, davon habe ich keine Ahnung.

Hoffentlich finden Sie nicht dass ich in der Einleitung mit Zukunftsausblicken zu phantastisch gewesen bin aber ich bin der Meinung, dass man mit seinen Vermutungen nicht immer hinter dem Berge bleiben soll.59

Darf ich Sie nun fragen, in welches Heft die Arbeit hinein kommen soll? Das hat für mich grosses Interesse, denn die Arbeit über die L-Reihen wird soeben gedruckt und ich musste beim Zitat der vorliegenden Arbeit natürlich die Bandnummer frei lassen. Da ich in wenigen Tagen Korrekturen bekommen werde, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn ich den Erscheinungsband wissen könnte.60

Nochmals meinen besten Dank für die Übersendungen. Leider hat sich eben keine Vereinfachung gefunden, aber ich bin überzeugt, dass man jetzt bald dahinter kommen wird. Blaschke hat mir viel erzählt von der gemeinsamen Fahrt die Sie mit Courant von Jena aus unternommen haben. Schade dass ich nicht dort war.61

Inzwischen mit den besten Grüssen auch von meiner Frau an Ihre Frau Gemahlin.

      Ihr Artin

Kommentare zum Brief Nr.33:

  33.1 Das Führer-Manuskript
  33.2 Speiser
  33.3 Zukunftsaussichten
  33.4 Ohne Klassenkörpertheorie
   33.4.1 Normenreste
   33.4.2 Hasse-Arf
   33.4.3 Weiteres