36.2 Die Gammafunktion

Die Artinsche Broschüre über die Gammafunktion erschien im Rahmen der „Hamburger mathematischen Einzelschriften“. Wie Artin in diesem Brief erläutert, war sie als Einführung für Studenten gedacht. Die Gammafunktion wird als reelle Funktion durch die Funktionalgleichung G(x + 1) = xG(x) definiert, zusammen mit der Forderung, dass sie logarithmisch konvex sein soll und der Normierungsbedingung G(1) = 1 genügt. Diese Charakterisierung war damals zwar nicht neu; Artin hatte sie von einer Vorlesungsausarbeitung aus Kopenhagen übernommen, die unter dem Namen „Bohr-Mollerup“ bekannt war. Neu war jedoch die wirklich elementare Darstellung, welche die Gammafunktion auch Anfängerstudenten zugänglich machte. In der Besprechung im „Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik“ heißt es:

Die vorliegende Schrift bildet einen durchaus elementaren Zugang zur G-Funktion und füllt daher fraglos eine Lücke in der deutschen mathematischen Literatur aus. Durch die zugrundegelegte Charakterisierung gewinnt die Theorie in erstaunlichem Maße an Einfachheit und Durchsichtigkeit.

Die Broschüre verbreitete sich schnell, und die Artinsche Darstellung wurde im Laufe der Zeit zur Standard Methode in den mathematischen Anfängervorlesungen über Analysis. Noch im Jahre 1964, nach Artins Tod, erschien eine englische Übersetzung.